Bedeutung der Skistöcke

Heutzutage werden Stöcke und Stäbe in vielen verschiedenen Bereichen für den Erhalt des Gleichgewichts gebraucht. Ein Hochseilartist benutzt ihn für das Gleichgewicht, der Wanderer erlangt durch ihn unter anderem eine größere Unterstützungsfläche in Situationen, in denen das Gleichgewicht beeinträchtigt wird. Auch Eishockeyspieler stützen sich bei einem drohenden Verlust des Gleichgewichtes auf den Schläger um Sicherheit zu gewinnen. Großeltern, die sich „ein wenig wacklig auf den Beinen fühlen" greifen zunächst zu einem Stock, später zu zwei oder dem heutzutage üblichen „Gehwagen" um nicht zu stürzen.

Im Wintersport dienen sie dem Ski-Langläufer für Vortrieb, dem weniger Geübten aufgrund der sehr schmalen Ski, für den Erhalt des Gleichgewichts. Im alpinen Skilauf, dienen Stöcke dem Erhalt des Gleichgewichts und als Hilfe beim Drehen der Ski. Ihre Bedeutung wird offensichtlich, entzieht man dem Skiläufer die Stöcke. In schwierigen Situationen, wie z.B. auf der Buckelpiste, ist es unübersehbar: Die angebrachte enge Skiführung verkleinert die Unterstützungsfläche und in Zusammenhang mit den Geländeformen bringt sie den Skiläufer des öfteren aus der Balance. Lediglich dadurch, dass die Stöcke beim vorherigen Fahren meist unbewusst als Gleichgewichtshilfe eingesetzt wurden und nun nicht mehr vorhanden sind, kann es zu Stürzen kommen. Stöcke sind demnach in vielen Sportarten und Bewegungen hilfreich um das Gleichgewicht zu erhalten. Bleibt die Frage, ob es sich der Sportler im Anfängerbereich nicht unnötig schwer macht, indem er seine Aufmerksamkeit auch noch auf die Stöcke oder den Stab richten muss.

Dies ist individuell verschieden, abhängig von den koordinativen Fähigkeiten und den direkten Vorerfahrungen mit Stöcken als Hilfsmittel. Ein unerfahrener Bergwanderer hat mit Stöcken im Gelände zunächst enorme Probleme, weil er nun nicht mehr nur seine Beine koordinieren muss um einen sicheren Stand zu finden, sondern es kommen noch die zu platzierenden Stöcke hinzu. Andererseits vermisst ein Eishockeyspieler bei seinen ersten Versuchen auf Inline-Skates den Stock als Hilfe ungemein.

Dennoch kann durch Hinzunahme der Arme und durch die gehaltenen Gegenstände das Gleichgewicht länger aufrecht erhalten bleiben. Die geschieht zunächst noch mit hoher Konzentration auf dieses Hilfsmittel. Mit zunehmender Dauer der Tätigkeit vollzieht es sich zunehmend unbewusster. Ein kleines Kind, das über einen schmalen Balken balancieren möchte, breitet die Arme zur Seite aus um durch sie die Gleichgewichtsschwierigkeit ausgleichen zu können. Aber vergisst es dadurch über den Balken zu gehen? Vergleichbar mit den seitlich ausgestreckten Armen des Kindes, ist der Stab des Hochseilartisten und sind die Stöcke des Skiläufers. Es handelt sich um ein Gewicht, das in eine Lage gebracht wird, damit es das eigene Ungleichgewicht ausgleichen kann. Zusätzlich besitzen die Skistöcke noch eine viel wichtigere Anwendungsmöglichkeit. Anders als beim Hochseilartisten, können sie auf den Boden gestützt werden und somit das schon verlorene Gleichgewicht als Stützhilfe beibehalten. Der dritte Verwendungszweck ist der Gebrauch als „Drehhilfe". Der Skiläufer kann mit Hilfe des Stockes eine Bremswirkung auf einer Seite erzeugen, die zu einer Kurvenfahrt führt. Die vierte Möglichkeit der Anwendung ergibt sich, wenn das Gleichgewicht nicht erhalten bleiben konnte. Kommt es zu einem Sturz, wird sich mit Hilfe der Stöcke vereinfacht aufgerichtet.

Der Skiläufer hat gegenüber dem Snowboarder in Bezug auf das Gleichgewicht Vorteile. Er hat die Stockhilfe und kann durch sie und eine verbreiterte Fußstellung seine Unterstützungsfläche vergrößern, wodurch der Erhalt des Gleichgewichts um ein Vielfaches erleichtert wird.

In der Skiausbildung waren die Stöcke lange Zeit verpönt, da sie den Anfänger ablenken und verkrampfen lassen, zumal er sie zum Gleichgewichthalten bei breiter Skiführung nicht benötigt. Ein weiterer Grund sind die neuen Lehrwege im Skilauf (Kurzski-Methode), die den Skisportler auf „Big-Foot" oder „Snowblade" lernen lassen, um unter anderem eine Assoziation zum Massensport „Inlineskating" zu bewirken. Der neue deutsche Lehrplan verbietet jedoch nicht mehr die Stöcke in ihrer Funktion als Hilfsmittel, sondern weißt auf ihre Stützfunktion hin.

Anders ist jedoch die Sachlage beim Snowboarding, da die Snowboards es nicht erlauben, bei Unsicherheit die Standfläche durch Auseinanderführen der Füße zu vergrößern und auf „Snowboardstöcke" verzichtet werden muss. Der Snowboarder ist zudem gezwungen sein Gleichgewicht auf nur einer Stahlkante während des Kurvenfahrens zu erhalten. Bedenkt man, dass eine Kurvenfahrt nur zustande kommen kann, wenn die Kraft, die auf die Unterstützungsfläche wirkt, zunächst nicht auf deren Mittelpunkt ausgerichtet ist, sondern zu einer Seiteverschoben wurde, dann wird deutlich, welch hohe Ansprüche an das Gleichgewicht beim Snowboarden gestellt werden.

Dem Snowboardlernenden kann das wichtige Erhalten des Gleichgewichts erleichtert werden, wenn er einen, ja sogar zwei Stöcke gebraucht. Somit käme es zu weniger Stürzen und durch die bereits beschriebenen Möglichkeiten auf Ski, ließe sich auch das Snowboard leichter drehen. Das Kurvenfahren wird erleichtert, selbst das Aufrichten nach einem Sturz wird vereinfacht.

Der erfahrene Skiläufer, der nun Snowboarden lernen möchte, kennt das Gefühl von Skistöcken in den Händen. Für ihn ist es ein vertrautes Gefühl, im Gegensatz zum „Gefangensein" auf dem „starren" Snowboard, wie es viele Umsteiger empfinden. Die Vorerfahrungen der Skiläufer mit Stöcken vereinfachen den Einsatz und lenken zunächst nicht von der Bewegung ab. Gegebenenfalls suchtder Skiläufer, wenn er auf dem Snowboard steht, sogar nach seinem Hilfsmittel Skistock. Vergleichbar mit dem Beispiel des Eishockeyspielers, der Inline-Skateing lernt...(weiter im Buch)